Für fast jede Hürde haben wir eine Steighilfe. Interview mit Chefarzt Dr. Wolf Lütje.
Dr. med. Wolf Lütje ist Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Evangelischen Amalie-Sieveking Krankenhaus in Volksdorf. Der gebürtige Hamburger leitet die Geburtsklinik im Hamburger Nordosten seit 2012. Zuvor war er Chefarzt der Frauenklinik am Allgemeinen Krankenhaus Viersen in Nordrhein-Westfalen. Der passionierte Geburtshelfer hat weitere Schwerpunkte in der Urogynäkologie (AGUB II) und ist zudem Vorsitzender der DGPFG (Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Geburtshilfe und Gynäkologie). In "Geburt in Hamburg" spricht er über die Entbindung in "seiner" Geburtsklinik und über die Bedeutung des Stillens.
Dr. Wolf Lütje: "Wohl kein Lebensereignis hat für die meisten Menschen eine so große Bedeutung wie die Geburt. Auch wir Hebammen, Ärzte, und Schwestern der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Evangelischen Amalie Sieveking-Krankenhaus, die wir laufend mit Schwangerschaft und Geburt zu tun haben, staunen oft immer noch tief berührt über das Wunder des Lebens, wenn ein Kind geboren wird. Dabei ist es unser größtes Ziel, dass unsere werdenden Eltern eine mehr oder weniger große „Familie“, alle an Leib und Seele gesund zu Hause ankommen. Vorher sollen sich jeder bei uns zu Hause fühlen. Das geht mit viel Vitamin B: Beziehung, Betreuung und Bindung. So bewegend und erfüllend eine Geburt schlussendlich ist: Sie kann auch ganz schön anstrengend sein.
"Für fast jede Hürde haben wir eine Steighilfe. Jede Frau braucht etwas anderes. Wir führen sie alle auf den Berg – nur begleitend hinter ihnen oder am Seil oder mit der Gondel, ja sogar dem Hubschrauber."
Um Geburt gut zu erleben bedarf es vor allem drei Dinge: Ein gemeinsames Konzept wie man sich der Geburt hingeben kann ohne völlig die Kontrolle zu verlieren, ein Gefühl von kontinuierlicher Betreuung und die stete Beteiligung und Einbindung bei Entscheidungen durch umfassende Kommunikation. Wenn das gelingt, dann lassen sich auch schwierige Geburten nicht nur meistern. Sie hinterlassen oft sogar ein Gefühl von besonderem Stolz und Erfüllung. Eine Geburt lässt sich weder vorhersagen noch wirklich planen. Daher kann man auch keine richtigen Erwartungen entwickeln. Und daher lohnt es sich auch nicht Angst zu haben. Für fast jede Hürde haben wir eine Steighilfe. Jede Frau braucht etwas anderes. Wir führen sie alle auf den Berg – nur begleitend hinter ihnen oder am Seil oder mit der Gondel, ja sogar dem Hubschrauber. Je besser wir unsere werdenden Mütter im Vorfeld kennenlernen, desto besser können wir sie betreuen.
Für die vorgeburtliche Diagnostik sowie Behandlungen rund um Ihre Geburt sind wir mit den modernsten medizinischen Geräten ausgestattet. Wenn es soweit ist, finden unsere Mütter Platz in einem unserer drei behaglich eingerichteten Kreißsäle mit je einem geräumigen Bett und vielen Hilfen für die persönlichen Bedürfnisse. Natürlich steht eine Geburtswanne bereit, falls im warmen Wasser entbunden werden soll. Bei Weheneinsatz wenden wir eine optimale Methode der Entspannung an, von Naturheilverfahren über Akupunktur bis zur Lokalanästhesie. Die Geburt ist bei uns hebammengeleitet und arztbegleitet. Damit garantieren wir das rechte Maß an Geborgenheit und Sicherheit. Unmittelbar nach der Geburt unterstützen wir die jungen Eltern dabei, intensiv mit ihrem Kind in Kontakt zu treten. Dieses sogenannte Bonding>> führen wir auch beim Kaiserschnitt>> durch.
Auch im anschließenden Wochenbett wollen wir unsere jungen Eltern bei uns im Amalie perfekt versorgen. Nicht nur, wenn Fragen, Sorgen oder „Wehwehchen“ entstehen, wir sind rund um die Uhr da – damit es allen uneingeschränkt gut geht. Als Deutschlands erstes „Babyfreundliches Krankenhaus>>“, ausgezeichnet von der UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), legen wir viel Wert auf das Stillen>> und zeigen in aller Ruhe wie es geht. Selbstverständlich sind bei uns auch Patientinnen, die nicht stillen möchten, herzlich willkommen."
Datum der letzten Änderung: 14.10.2016, Redaktionsleitung