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„Das Schlüsselwort heißt Beziehung," sagt Jesper Juul, dänischer Familientherapeut. "Ihre Qualität entscheidet über unser Wohlbefinden und unsere Entwicklung als Mensch. Kinder werden mit allen wesentlichen menschlichen Qualitäten geboren und haben daher auch dieselbe Verletzlichkeit und Überlebensfähigkeit wie Erwachsene. Eltern zu sein bedeutet, eine Rolle im Leben einzunehmen, die uns vor große Herausforderungen stellt," beschreibt der Gründer und Leiter des Kempler Institute of Scandinavia und Autor zahlreicher Bücher um Familienbeziehungen sowie Erziehung weiter.
Solange Babys klein sind, fällt es vielen leicht, genau hinzuhören und prompt auf die Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen. Erziehung scheint da nur begrenzt ein Thema zu sein. Aber sehr bald kommen die Fragen und Forderungen der Umwelt, z.B. der Schwiegermutter und anderer Familienangehörigen: Schläft es schon durch? Du musst es auch mal schreien lassen! Wenn du ihm jetzt keine Grenzen setzt, wird es das nie lernen. Heb' es nicht so oft auf, trag' es nicht zu viel rum. Grundgedanke ist hier oft das Sprichwort: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.
Glücklicherweise hat die Hirnforschung bewiesen, dass Menschen lebenslang lernen. Zur Ermutigung sei gesagt, dass die wenigsten Pubertierenden dauerhaft im Elternbett nächtigen. Es ist vieles vorübergehend. Oft ist es eine Phase, in der die Kinder zum Beispiel Geborgenheit einfordern. Es ist richtig, sie ihnen dann zu geben. Natürlich ist es nicht leicht, das Gleichgewicht zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen der Kinder zu halten. Ein Balanceakte, bei dem es den Eltern manchmal schwer fällt, zwischen all den Ratgebern und Ratschlägen auf ihr eigenes Bauchgefühl zu hören und ihren eigen Weg zu finden.
Wie finde ich meinen eigenen Weg? Woher weiß ich, was gut und richtig ist für uns? Bei Babys und kleinen Kinder geht es hier oft um ein vermeidliches Verwöhnen und die Frage, ob ein Zuviel schädlich ist für die Kinder.
Aber was heißt Verwöhnen?
"Für mich bedeutet dies, dem Kind etwas abzunehmen, was es schon kann," meint Natalie Wefzow-Koberg, Diplom-Erziehungswissenschaftlerin. "Viele Babys können nicht alleine schlafen. Beim Kinderarzt Herbert Renzpolster ist dies sehr schön in seinen Bücher beschrieben. In der Steinzeit sicherte dieses nächtliche Kontrollieren der Anwesenheit eines Erwachsenen das Überleben. Und bei den Kleinen läuft noch recht lange das „Steinzeitprogramm“. Für Eltern laute dann die Aufgabe herauszufinden, was ihr Baby denn schon kann, und das erreicht man eher durch genaues Beobachten und manchmal auch durch Ausprobieren als durch rigide Erziehungsprogramme, die eher dem Dressurprinzip vertrauen, als dem Kind."
Für manche Babys und ihre Eltern liegt die Lösung des normalen Themas Schlaf im Familienbett. Anderen ist das zu viel Nähe und wieder andere wandern in der Nacht und manche mischen einfach alles nach Bedarf - so vielfältig kann die Lösung der Frage sein. Ausgangspunkt ist immer die Frage, was braucht mein Kind, was brauche ich und was braucht mein Partner. "Wir, bei familylab, gehen davon aus, dass es den einen Weg - ein Richtig oder Falsch für jede Familie nicht gibt," sagt Natalie Wefzow-Koberg.
Deshalb stehen Themen, wie eigene Grenzen, Selbstwert und Selbstwertgefühl, das Erleben von Selbstwirksamkeit und die Erfahrung von Empathie immer in den Mittelpunkt. Die Beziehung ist hier das Thema, um Fragen zu beantworten. Grenzen setzen, heißt hier immer die eigenen Grenzen wahrzunehmen und aufzuzeigen und nicht fremde Grenzen einfach zu übernehmen. Im gleichwürdigen Dialog sind Eltern die Leuchttürme ihrer Kinder, sie geben den Weg vor, die Kinder folgen diesen Vorbildern, aber die Meinung aller wird gleichwürdig wahrgenommen und in den gemeinsamen Weg integriert.
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Datum der letzten Änderung: 31.10.2017, Redaktionsleitung
Natalie Wefzow-Koberg, Diplom-Erziehungswissenschaftlerin
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