Folsäure (im natürlichen Vorkommen auch Folat genannt) ist ein Vitamin und wird den B-Vitaminen zugeordnet (Vitamin B9). Man findet es auch unter den Namen Vitamin M oder Vitamin B11. Der Körper kann das wasserlösliche Vitamin nicht selbst herstellen und muss deshalb die Folsäure täglich neu zuführen.
Wozu?
Folsäure ist wichtig für die Blutbildung sowie für die Zellbildung und Zellteilung. Das ist der Grund, warum Frauen in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft eine erhöhte Folsäurezufuhr empfohlen wird. In den ersten Monaten der Schwangerschaft wird nämlich das Neuralrohr des Embryos ausgebildet. Das Neuralrohr ist eine Vorstufe des Rückenmarks und des Gehirns. Entwickelt es sich nicht richtig, kommt es zu Schäden, die verschieden stark sein können, aber meist eine körperliche und/oder geistige Behinderung des Kindes nach sich ziehen. Neuralrohr- Defekte sind beispielsweise der sogenannte offene Rücken (Spina bifida), Wasserkopf (Hydrozephalus) und Fehlbildungen der Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel. Es wird vermutet, dass ein Folsäuremangel auch zu Frühgeburten führen kann.
Wo ist es drin?
Natürlich vorhanden ist sie in geringen Mengen in Vollkornprodukten, Feldsalat, Roter Beete, Tomaten, Broccoli, Karotten, Eigelb und Nüssen. Auch Obst wie Erdbeeren und Orangen liefern Folsäure. Weizenkeime sowie Hefe haben sogar einen recht hohen Folsäuregehalt. Auch Kalbs- und Geflügelleber gehören zu den Folsäurelieferanten, die aber für Schwangere wegen des sehr hohen Vitamin A-Gehalts nicht empfohlen werden. Denn zuviel Vitamin A kann zu Schäden beim Embryo führen.
Sehr empfindlich
Folsäure ist sehr empfindlich. Gerade intensive Sonnenstrahlung im Sommer, die unter vielen Aspekten schädlich ist, reduziert die Folsäure im Körper, da das Vitamin sehr lichtempfindlich ist. „Um Folsäure in Lebensmitteln zu erhalten, sollten diese nicht zu stark erhitzt werden“, sagt Andrea Schopf, staatlich geprüfte Ernährungs- und Diätberaterin. „Salat darf nicht zu lange lagern und Gemüse nicht dauerhaft gewässert werden, denn Folsäure reagiert sensibel auf Sauerstoff, Hitze, Schwermetalle und Wasser“. Da man diese ganzen „Vitamin-Schutzmaßnahmen“ im Alltag kaum umsetzen kann, bleibt meist nur die Zufuhr von Folsäurepräparaten.
Wie viel ist gut?
Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren in den ersten drei Monaten wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen, 400 Mikrogramm täglich zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung zu sich zu nehmen. Für die weitere Schwangerschaft kann die Einnahme fortgesetzt werden, ist aber nicht mehr so wichtig wie am Beginn der Schwangerschaft. Trotzdem sollte auf eine gesunde Mischkost weiter geachtet werden. Da die entscheidenden Wochen der Zellbildung und Zellteilung die ersten Wochen der Schwangerschaft sind, in denen viele Frauen noch nicht wissen, dass sie schwanger sind, fangen sie am besten schon mit der Folsäureeinnahme an, wenn ein Kinderwunsch besteht.
Datum der letzten Änderung: 09.05.2016, Redaktionsleitung
Prof. Dr. med. Kai J. Bühling, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin sowie Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Hamburg.
Experte in unserem Redaktionsbeirat>>
Unsere Experten-Infos zu Mikronährstoffen in der Schwangerschaft.
© Copyright Geburt in Hamburg