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„Verbrennungen und Verbrühungen zählen zu den häufigsten Unfallursachen bei Kleinkindern“, weiß Dr. Annika Steinbrink, Chefärztin der Kinderchirurgie der Helios Mariahilf Klinik in Hamburg. Jedes Jahr müssen allein in Deutschland mehr als 30.000 Kinder unter 15 Jahren mit Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich versorgt werden. Etwa 6000 Kinder verletzen sich so schwer, dass sie stationär behandelt werden müssen. „Die meisten aller Unfälle, die kindliche Brandverletzungen zur Folge haben, passieren nicht etwa im Straßenverkehr, sondern im häuslichen Bereich. Hier wird zum Beispiel die heiße Tasse Tee oder der heiße Backofen schnell zur Gefahr“, erklärt Dr. Steinbrink. Die Fachärztin betreut Brandverletzungen bei Kindern - egal ob im Sommer nach einem Grillunfall, im Winter nach Verletzungen durch Silvesterknaller oder in der Küche durch heiße Herdplatten. Dabei reicht eine Tasse Tee aus, um fast 30 Prozent der Körperoberfläche zu verbrühen. Und was nur die wenigsten wissen: Heiße Flüssigkeiten können die Haut eines Kindes bereits ab 52 Grad schädigen. Doch in den meisten Haushalten kommt das heiße Wasser aber mit 60 Grad aus dem Wasserhahn warnt Dr. Steinbrink. Zurück bleiben häufig Narben. „Das Problem: Das Narbengewebe wächst nicht mit - das bedeutet Schmerzen für die Kinder, ganz abgesehen von weiteren möglichen physischen und psychischen Folgen“, so die Expertin. Abhängig von der Schwere der Verletzungen dauert es Wochen oder gar Monate, bis die akuten Beschwerden überstanden sind. Die langfristigen Folgen auf Körper und Seele sind kaum zu ermessen. „Brandverletzungen sind häufig folgenschwer. Oft leiden Betroffene noch Jahre später unter Funktionseinschränkungen der Haut oder großflächigen Narben“, ergänzt Prof. Dr. Volker Stephan, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Sana Klinikum Lichtenberg. „Und bei Verbrennungen leidet die ganze Familie", sagt Oberärztin Dr. Christiane Goedecke der Kinderchirurgie an der Asklepios Klinik Nord - Heidberg. "Das verletzte Kind und die Eltern, die sich schwere Vorwürfe machen.“ So wird aus einer Brandverletzung schnell ein traumatisches Erlebnis mit schweren körperlichen und seelischen Folgen. „Die Behandlung kann teilweise schmerzhaft sein und Monate, manchmal sogar Jahre dauern. Das eher feste Narbengewebe, das sich nach schweren Verbrennungen bildet, kann zudem zu Bewegungseinschränkungen führen. So können Kinder, die sich beispielsweise an der Hand verbrannt haben, Schwierigkeiten beim Greifen bekommen“, erläutert Goedecke. Erschwerend komme hinzu, dass das Narbengewebe bei Kindern nicht mitwachse, was sehr schmerzhaft sein könne.
Auch die seelischen Folgen seien nicht zu unterschätzen: „Ein Kind mit einer auffälligen Narbe ist sein Leben lang gebrandmarkt und wird beim Blick in den Spiegel oder durch Reaktionen von Mitmenschen immer an den Unfall erinnert.“ Ihr Rat: „Wer die Gefahren kennt, kann sich besser schützen. Es gibt viele kleine Sicherheitsmaßnahmen, die sich leicht im Alltag umsetzen lassen.“
Vorsicht vor allem in der Winterzeit
Ob brennende Adventskerze oder der heiße Ofen beim Plätzchenbacken - die besinnliche Zeit ist besonders gefährlich. Und gerade in der Winterzeit droht neben den Heißgetränken noch eine weitere Gefahrenquelle: Heißes Wasser zum Inhalieren. „Wir sehen oft, dass Kinder mit heißem Wasser gefüllte Inhalationsbehälter umwerfen. Das führt zu verbrühten Oberkörpern und Oberschenkeln“, weiß Dr. Steinbrink. Ein Inhalationsgerät eignet sich besser, da sich hier die Temperatur kontrollieren lässt und die Geräte standhafter sind.
Kinder im Kleinkinder-Alter besonders gefährdet
Erwachsene verbrennen sich im Haushalt häufiger mal die Finger. Großflächige und tiefe Wunden sind aber eher selten: Auf 100.000 Deutsche kommen zwei bis fünf Menschen pro Jahr mit schweren Brandverletzungen. Besonders gefährdet sind Kleinkinder im Krabbelalter. Sie greifen auf ihren Entdeckungstouren nach allem, was sie fassen können. Dabei verbrühen sich die Kleinen schnell: Bei 70 Prozent aller Brandunfälle von Kindern ist kochende Flüssigkeit die Ursache.
Mit der nötigen Vorsicht lassen sich viele Brandunfälle verhindern. Sollten sich Kinder und Jugendliche dennoch einmal verbrühen, ist schnelles Handeln gefragt. „Um die Schmerzen zu lindern und eine Ausbreitung der Verletzung zu vermeiden, sollte man die betroffene Stelle sofort intensiv kühlen. Hierzu eignet sich kaltes Wasser (nicht unter 15 Grad), das 15 bis 30 Minuten über die Haut laufen soll“, rät Prof. Dr. Stephan. Anschließend sollte die Stelle steril abgedeckt werden, etwa mit einem Tuch aus einem Notfallpaket oder einem sauberen Bettlaken. Auf keinen Fall sollten hingegen Salben, Mehl oder Zahnpasta aufgetragen werden. „Die verletzten Stellen müssen anschließend unbedingt einem Facharzt vorgestellt werden, den man in Fachambulanzen oder einer Fachklinik findet. Nur hier kann das tatsächliche Ausmaß der Verletzung ermittelt und eine passende Therapie eingeleitet werden“, betont der Mediziner. Zwei Dinge sind allerdings sehr wichtig, bekräftigt Frau Dr. Steinbrink: „Entscheidend sind die Alarmierung des Rettungsdienstes sowie die Beruhigung des Kindes und der anwesenden Familienmitglieder.“
Sollte eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig sein, erfolgt die Einschätzung des Ausmaßes der Verletzung, wobei die akute Schmerzbehandlung zunächst Vorrang hat. Bei starken Verletzungen findet die erste Wundversorgung unter Gabe eines leichten Narkosemittels statt, um das Kind in einen kurzen Schlaf zu versetzen. Bei ausgeprägten Verbrennungen oder Verbrühungen können Maßnahmen wie Schmerz- oder Infusionstherapie und weitere operative sterile Wundversorgungen stationär im Krankenhaus durchgeführt werden. Manchmal ist es auch erforderlich, dass bei tieferen Verletzungen Haut transplantiert werden muss. Dafür entnehmen die Ärzte in Narkose von einer unbetroffenen Hautstelle (Kopf, Oberschenkel) einen Teil der Haut und nähen diesen an der verletzten Körperregion ein. Eine langfristige Betreuung der betroffenen Kinder ist in der Abteilung für Kinderchirurgie selbstverständlich, da es unter Umständen zu Narbenbildung, teilweise mit Bewegungseinschränkung kommen kann. Zudem sollte nicht versäumt werden, die betroffenen Familien auch psychologisch zu betreuen, weil diese Unfälle meist als sehr traumatisch empfunden werden.
„Die beste Schutzmaßnahme ist das Erkennen der Gefahrenzone durch den betreuenden Erwachsenen, die Aufklärung der Kinder über die Gefahren sowie die Einhaltung eines Sicherheitsabstandes zu selbigen“, rät Dr. Steinbrink den Eltern. Hierzu zählen vor allem Flüssigkeiten, sei es aus dem Wasserhahn oder der Teetasse.
Datum der letzten Änderung: 05.12.2018, Redaktionsleitung
Kein Eis oder Eiswasser zur Kühlung verwenden. Beides lindert zwar zunächst den Schmerz - führt danach jedoch zu einer stärkeren Durchblutung und die verbrühte Region schmerzt noch mehr. Zudem kann schnell ein Kälteschaden entstehen.
Bereits ab 45 Grad Celsius können Verbrennungen ersten Grades entstehen. Unsere Haut entzündet sich, wird rot und brennt. Und Brandwunden sehen meist harmlos aus - aus ihnen fließt kein Blut. Lassen Sie sich nicht vom ersten Eindruck täuschen. Es sind offene Wunden. Sie müssen gut versorgt werden, damit keine Bakterien eindringen!
Weitere Infos und Hilfe für Betroffene. Paulinchen e.V. - Initiative für brandverletzte Kinder >>
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